Samhain – Koloman und Vinzenz

Die tiefstehende Herbstsonne hat das dichte Blätterdach der Bäume am Jurtenplatz in die leuchtendsten Farben getaucht.

Die Sommersonne hat den mächtigen Eichen eine goldene Krone aufgesetzt, es scheint sie hätte sich im strahlend gelben Blattwerk eingenistet um der herannahenden Kühle Platz zu machen.

Satt und rundlich, ja fast etwas dicklich sind Dachs, Marder und Eichkätzchen nun. Auch Herbert der Fuchs scheint gut genährt, wenn er sich das ein oder andere mal in der frühen Herbstdämmerung zu seinem Freund dem Dachs gesellt.

Eine besondere Zeit ist angebrochen. Die Zeit der Fülle und des regen Treibens ist erschöpft. Bäume, Pflanzen und Tiere spüren wie Herbststürme, dicker Regen und dichte Nebel die Herrschaft der Stille und des Winters ankündigen.

Merklicher Eifer erfasst die Bewohner des Jurtengartens, denn Besuch wird erwartet.

Die beiden deren Ankunft bevorsteht, sollen wenig ansehnlich, sogar gruselig anzusehen sein, so wird es den jüngsten Sprösslingen der Eichkätzchenfamilie erzählt. Schiefe Zähne bestücken ihren Mund und die Augen scheinen glühend rot aus ihrem Kopf.

Doch als begabte und freundliche Hüter werden sie beschrieben. Hüter des Jurtengartens, in jenen Tagen in denen sich Himmel und Erde treffen. Hüter in jenen Nächten, in denen sich manche Tore in Welten öffnen, die den Augen sonst verborgen bleiben.

Freudig wird das Eintreffen von Koloman und Vinzenz begrüßt!
Alte Bekannte sind sie schon den Ältesten unter den Tieren und den großen Bäumen.
Die Jüngsten lugen nur zaghaft hinter den dicken Bäuchen ihrer Eltern hervor, ganz geheur ist ihnen dieser Besuch nicht.

Koloman und Vinzenz beziehen nach altem Brauchtum und der Tradition der Zeiten ihre angestammten Plätze. Dort verrichten sie ihren Dienst.
Sie sind in diesen besonderen Nächten Wächter, die Wohlwollendem Einlaß gewähren und Übelwollendem Eintritt verwehren.

Bis sie sich wieder still und unbemerkt zurückziehen werden. Um im Zyklus der Welt im nächsten Jahr wiederzukehren. Zum Wohle von Mensch, Tier und der gesamten Natur.